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Stechmücken und Lebendige Luppe - Herausforderungen für die Auenrevitalisierung (Teil 2)

Die Papitzer Lehmlachen im Naturschutzgebiet
Die Papitzer Lehmlachen im Naturschutzgebiet "Luppeaue" | Foto: Kathleen Burkhardt-Medicke

Stechmücken wählen zur Eiablage und Larvenentwicklung bevorzugt Kleinstgewässer aus, die nur kurzzeitig bestehen, da der Feinddruck für die Larven hier relativ gering ist. Typische Brutstätten von Stechmücken finden sich in Pfützen, Wassergräben und vor allem auch im menschlichen Siedlungsraum durch von Regenwasser gefüllte Behältnisse wie Regenrinnen, Regentonnen, Eimer, Töpfe, Topfuntersetzer, Vasen oder Gießkannen. In naturnahen Ökosystemen wie einer Auenlandschaft mit Feuchtgebieten sind Mücken ein natürlicher Bestandteil der Artengemeinschaften und des Nahrungsnetzes. In dauerhaft bestehenden Gewässern, wie Flüssen, Seen, Teichen oder Tümpeln sind in der Regel viele Tierarten zu finden, die sich von Steckmücken und ihren Larven ernähren. Daher ist die Überlebenswahrscheinlichkeit und damit die Fortpflanzungsrate in diesen dauerhaften Gewässern niedriger als in Gewässern ohne Fressfeinde und andere Gegenspieler wie Kleinkrebse als Nahrungskonkurrenten (z.B. Kröger et al. 2009). Zu den natürlichen Feinden von Steckmücken zählen unter anderem Fische, Molche, Frösche, Libellen und deren Larven, Wasserkäfer und deren Larven, Raubwanzen, Raubfliegen, Wespen, Spinnen, Vögel und Fledermäuse.

Vor allem nach sommerlichen Hochwasserereignissen kann in Auen das Mückenaufkommen, z. B. der Überschwemmungsmücke Aedes vexans, sehr hoch sein. Gerade diese Art findet in den Überschwemmungsflächen gute Reproduktionsbedingungen – dies ist aber als natürlicher Bestandteil des Ökosystems Aue zu werten. Beobachtungen nach sommerlichen Hochwasserereignissen in Mitteldeutschland haben gezeigt, je naturnäher die Aue desto besser ist die Kontrolle von Mücken durch Nahrungskonkurrenz mit Kleinkrebsen (Kröger et al. 2009).

Insgesamt sind nur wenige Mückenarten von der Dynamik einer Aue abhängig. So brauchen viele Mückenarten weder Überschwemmungsbereiche noch einen Auwald, um sich zu vermehren. In regenreichen Sommerhalbjahren treten Mücken verstärkt im Siedlungsraum auf. Hier entwickeln sich Stechmücken weit mehr in Regenwassertonnen und-Rinnen, Vasen, Gießkannen, Untersetzern oder Gartenteichen als in „Biotopen“ entlang von Bächen und Flüssen. Das Wasser, in dem sie aufwachsen, muss wochenlang stehen, sollte Sonne bekommen (wegen der winzigen Algen, von denen sich die Mückenlarven ernähren) und sich erwärmen können.

Eine deutliche Erhöhung der Zahl der Mücken wird durch die Renaturierungsmaßnahmen im Projekt Lebendige Luppe nicht erwartet, da nur kurzzeitig angrenzende Auenbereiche überschwemmt werden. Wenn es in Folge von hohen Niederschlägen und Hochwasserereignissen zu einer Mückenentwicklung kommt, so ist es als wichtiger Bestandteil im Nahrungsnetzt für viele Organismen dieses Auenökosystems zu betrachten.

In Deutschland werden seit einigen Jahren Stechmücken nachgewiesen, die ursprünglich in tropischen Gebieten beheimatet sind (z. B. Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus Skuse, 1894) – und die auch Überträger tropischer Krankheitserreger, wie z. B. des Dengue- oder des Chikungunya-Virus, sein können (Kampen et al. 2017). Die bisherigen Beobachtungen aus Deutschland stammen fast ausschließlich aus menschlichen Siedlungen. Trockenresistente Eier werden in kleine Vertiefungen gelegt (Schalen, Dosen, Flaschen, Autoreifen, Pflanztopfuntersetzer usw.), die sich bei Regen mit Wasser füllen, womit der Schlupf der Larven stimuliert wird (www.insekten-sachsen.de).

Für die Bedenken, dass sich im Leipziger Auensystem die über Mücken historisch auch im Leipziger Raum nachgewiesene Tropenkrankheit Malaria (Britz 2010) oder aktuell andere durch Mücken übertragende Krankheiten ausbreiten, gibt es derzeit keine Anhaltspunkte. Laut Umweltbundesamt wird das Risiko einer Infektion mit tropischen Erregern in Deutschland derzeit als äußerst gering eingeschätzt, kann aber insbesondere vor dem Hintergrund, dass eine Zunahme infizierter Reisender und warmer Sommer zu beobachten sind, nicht völlig ausgeschlossen werden. Zur Verbreitung einzelner Mückenarten sei auf den Deutschlandweiten Mückenatlas verwiesen (Werner& Kampen 2019, https://mueckenatlas.com/) oder auf das Sächsische Insektenportal von LaNU und NABU: www.insekten-sachsen.de. Einschätzungen zu durch Mücken verbreitete Krankheitserreger und die aktuelle Verbreitung können auf den Internetseiten des Umweltbundesamtes, des Robert-Koch Instituts und Friedrich-Löffler Instituts verfolgt werden.

 

Quellen:

Britz, L. 2010: Stechmückenforschung in Leipzig (Diptera, Culicidae). - Entomologische Nachrichten und Berichte 54 (3-4): 266-268.

Kampen, H., A. Schuhbauer & D. Walther 2017: Emerging mosquito species in Germany—a synopsis after 6 years of mosquito monitoring (2011–2016). – Parasitological Research 116: 3253–3263.

Kröger, I., Liess M. & S. Duquesne (2009): Charakterisierung von Mückenbrutplätzen im Roßlauer Oberluch. In: Naturschutz im Land Sachsen Anhalt. 30 Jahre Biosphärenreservat Mittelelbe. Forschung und Management im Biosphärenreservat Mittelelbe. 46. Jg., Sonderheft 2009/1: 143-148.

Werner, D. & H. Kampen (2019): Stechmücken-Monitoring über das Citizen-Science-Projekt "Mückenatlas". – Natur und Landschaft 94 (3): 125–127.

 

Weiterführende Internetseiten zum Thema:

https://www.insekten-sachsen.de

https://mueckenatlas.com/

https://www.umweltbundesamt.de/stechmuecken#vorbeugung-und-bekampfung

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/W/WestNilFieber/West-Nil-Fieber_Ueberblick.html;jsessionid=D2B89F53D33387BADA82949EA891983E.internet081

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