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Austausch zur Auenentwicklung bei unserer Fachtagung

Veranstaltungsort war der Vortragssaal der Universitätsbibliothek. | Foto: Maria Vitzthum | NABU Sachsen
Veranstaltungsort war der Vortragssaal der Universitätsbibliothek. | Foto: Maria Vitzthum | NABU Sachsen

Am 10. und 11. November 2016 luden die Projektpartner der Lebendigen Luppe zur zweiten Fachtagung unter dem Motto: „Neues Wasser auf alten Wegen – Schon im Fluss?“ in die Albertina zu Leipzig ein.

Bereits seit vier Jahren treiben die Projektpartner die Entwicklung der Auenlandschaft zwischen Leipzig und Schkeuditz voran. Ehemalige Flussläufe, die sich einst durch die urbanen Wald- und Wiesenflächen zogen, sollen wiederbelebt werden und wieder mehr – für die Auen und deren typischen Artenreichtum – überlebenswichtiges Wasser in die Landschaft bringen.

Seit Projektbeginn im Frühjahr 2012 bestimmen komplexe Aufgaben und Fragestellungen die Arbeiten des Projektteams. Wissenschaft und Forschung, Planung und Verwaltung, Forstwirtschaft, Umweltschutz, Umweltbildung und Öffentlichkeit: Viele Interessengruppen sind direkt und indirekt am Projekt beteiligt und beeinflussen den Projektfortschritt maßgeblich. Es gilt, den ökologischen Wasserbau mit den Belangen des Naturschutzes und die Veränderungen in der Auenlandschaft mit den Nutzungsgewohnheiten der Stadtbevölkerung in Einklang zu bringen. Und es gilt, Ängste bezüglich auftretender Hochwasser einerseits zu minimieren. Andererseits wird der Ruf laut, unserem Auwald die typische Dynamik des Wassers wiederzugeben – mehr als im Projekt geplant und umsetzbar. Auenlandschaften sind komplexe Systeme, ebenso komplex sind die Wechselbeziehungen aller am Projekt beteiligten Akteure.

Das Leipziger Flussrevitalisierungsprojekt hat sich in den letzten Jahren dynamisch weiterentwickelt: Ziele und Raumbezug wurden ausgedehnt, um einen noch größeren Beitrag zur auentypischen Dynamik leisten zu können. Zur Projekthalbzeit organisierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deshalb erneut einen Erfahrungsaustausch.

Grußwörter richteten Andreas Krug vom Bundesamt für Naturschutz (BfN), Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal und René Sievert, Vorstand des NABU Leipzig, an das Auditorium. Heiko Rosenthal und René Sievert kamen auf den Projektmeilenstein des Jahres 2016 zu sprechen: Das erneuerte Einlassbauwerk an der Weißen Elster, das der Erhaltung eines typischen, jedoch gefährdeten Auenlebensraumes – der Papitzer Lachen bei Schkeuditz – dient, wurde in Betrieb genommen. Mit der Realisierung der ersten Baumaßnahmen sei „etwas zum Anfassen“ entstanden, so der Umweltbürgermeister. Das lasse auch optimistisch für den weiteren Projektverlauf sein. Für den NABU, der seit Jahrzehnten Renaturierungsvorschläge für die hiesige Auenlandschaft macht und Pflegearbeiten vor Ort durchführt, ist die Lebendige Luppe ein am Herzen liegendes Schlüsselprojekt, so René Sievert.

An den nächsten Schritten arbeiten die Planer auf Hochtouren. Weitere 16 Kilometer Fließstrecke sollen in den kommenden Jahren im Auwaldgebiet südlich der Neuen Luppe, dem Projektgebiet der Städte Leipzig und Schkeuditz, zwischen Kleiner Luppe/Nahle und dem Luppewildbett in Sachsen-Anhalt entstehen. Die dauerhaft wasserführende Lebendige Luppe soll den Grundwasserstand im Gebiet erhöhen und mit temporären Ausuferungen zu einer auentypischen Dynamik beitragen. Geplant ist die Fertigstellung eines ersten Bauabschnitts bis 2019. Doch so einfach, wie es klingen mag, ist es nicht. Andreas Stowasser (Stowasserplan), Auftragnehmer im Projekt, stellte das zukünftige Gewässernetz der Lebendigen Luppe vor und berichtete über die Planungen zur Speisung der Lebendigen Luppe. Unterstützt wurde sein Vortrag durch die Ausführungen Tilo Sahlbachs (HTWK Leipzig), der für das Projekt Lebendige Luppe die hydraulischen Berechnungen durchführt. Maximal 30 Kubikmeter je Sekunde können alle 3 bis 5 Jahre in die Aue geleitet werden, um die auentypischen Hochwasser zu erzeugen. Doch auch Hochwasser, die statistisch gesehen nur alle 1 bis 4 Jahre vorkommen, sollen den Auwald erreichen. Der Vortrag von Jörg Putkunz, naturschutzfachlicher Begleiter des Projekts, wurde krankheitsbedingt spontan von Projektmanager Jens Riedel (Amt für Stadtgrün und Gewässer Leipzig) übernommen. Er legte dar, dass mit den durch die Lebendige Luppe erzeugten Hochwassern etwa die Hälfte der Hartholzaue im Gebiet erreicht und damit ein wichtiger Beitrag zu deren Erhaltung geleistet wird. Dr. Annett Krüger (Universität Leipzig) und Mathias Scholz (UFZ) sprachen stellvertretend für alle am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie stellten das Langzeitmonitoring-Modell vor, mit dem der Ist-Zustand und die Veränderungen im Auwald hinsichtlich Flora, Fauna, Boden, Grund- und Oberflächenwasser an unterschiedlichen Messplots erfasst werden. Dr. Annett Krüger legte die Ergebnisse der ersten Bodenuntersuchungen dar.

Neben den aktuellen Berichten aus dem Projekt Lebendige Luppe gab die Fachtagung jedoch auch anderen Akteuren im Auenschutz Raum, ihre Anliegen vorzustellen. Mit Vorträgen zum wissenschaftlichen Auenmonitoring (Dr. Kathrin Januschke) bis hin zur praktischen Umsetzung derartiger Projekte auch außerhalb Leipzigs wurde einiger Input geboten – zum einen für die Projektarbeit der Lebendigen Luppe, zum anderen für die lebhaften Diskussionen im Anschluss. Dr. Jan Peper vom Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft berichtete vom Redynamisierungsprozess der Spree. Erfolgsbestimmend sei der Kontakt mit den Anwohnern, die dem Vorhaben zumeist offen gegenüberstehen, jedoch über den Prozess und die Finanzierung aufgeklärt werden wollen. Kai Deutschmann vom Bayerischen Landesamt für Umwelt legte in seinem Vortrag die Entwicklung eines bayerischen Auenprogramms dar.

Vor allem auf die Rolle des Ehrenamts im Auenschutz ging Werner Hentschel von der NABU-Landesarbeitsgemeinschaft Auenentwicklung bei seinem Vortrag ein und forderte Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Projekten zur Auenrevitalisierung seitens Behörden und Institutionen.

Den hohen Stellenwert von Auen in Gegenwart und Zukunft unterstrichen auch Dr. Hartmut Schwarze (Sächsisches Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft) und Andreas Krug (Bundesamt für Naturschutz). Beide verwiesen auf geeignete Programme auf Landes- und Bundesebene, die bereits bestehen oder derzeit erarbeitet werden und den Auenschutz unterstützen sollen. Der Ausflug in die Thematik der Ökosystemleistungen (Prof. Dr. Ingo Kowarik, Prof. Dr. Christina von Haaren) mag für den einen oder die andere Neuland gewesen sein. Doch die Frage, welchen Wert intakte Naturräume haben, ist vor allem in Auenlandschaften von großer Bedeutung. Die Vermittlung dieses wissenschaftlichen Konzepts ist eine der Aufgaben des Projekts Lebendige Luppe im Rahmen der Umweltbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Der gut gefüllte Veranstaltungssaal spiegelte das Interesse am Projekt wieder. Etwa 120 Teilnehmer waren zur Tagung gekommen. Das Publikum setzte sich aus Behördenvertretern, Wissenschaftlern und ehrenamtlichen Naturschützern sowie Vertretern des Projektes und interessierten Bürgern zusammen. Sie verfolgen das Projekt zum Teil seit vielen Jahren.

Im Schlusswort fädelte Rüdiger Dittmar, Leiter des Leipziger Amtes für Stadtgrün und Gewässer, die Erkenntnisse aller Vorträge wie eine Perlenkette zusammen. Nur gemeinsam kann das Projekt Lebendige Luppe gelingen, wenn alle Akteure im stetigen Wissensaustausch bleiben. Alle Projektbausteine, die Bauplanung, die wissenschaftliche Begleitforschung und die Öffentlichkeitsarbeit & Umweltbildung sind maßgeblich für ein erfolgreiches Vorankommen der Lebendigen Luppe verantwortlich. Freuen wir uns auf den nächsten Erfahrungsaustausch in 2 Jahren und darauf, welche Fortschritte das Projekt bis dahin gemacht haben wird!

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Fachtagung Lebendige Luppe

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